Europa, was machst du an deinen Grenzen?!
Die “Festung Europa” kostet Jahr für Jahr mehr Menschenleben. Hunderte Flüchtlinge sterben immer wieder bei dem Versuch, die europäischen Küsten zu erreichen, weil sie verdursten oder ertrinken. Einige werden von Patrouillenbooten abgefangen und in ihre jeweiligen Herkunftsländer oder Transitländer zurückgeschickt. Unzählige weitere stranden in angrenzenden Ländern, wo ihre Rechte nicht respektiert werden. Schätzungen zufolge sind 23.000 Menschen seit dem Jahr 2000 auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Viele von ihnen fliehen vor Verfolgung, Folter und anderen Misshandlungen, andere, um der extremen Armut in ihren Herkunftsländern zu entkommen. Allen gemein ist jedoch, dass sie sich in Europa ein besseres Leben erhoffen. Viele von ihnen erreichen ihr Ziel allerdings nie.
In den Amnesty-Beratungsstunden für Flüchtlinge in Aachen sitzen uns immer wieder Menschen gegenüber, die schreckliche Geschichten von ihrer Flucht erzählen. Darunter sind auch Flüchtlinge, die in schäbigen und völlig überfüllten Booten über das Mittelmeer gekommen sind und dabei fast gekentert wären. Manche von ihnen haben bei der Flucht über die hohe See Angehörige verloren und sind selbst nur knapp mit dem Leben davon gekommen. Oft wurden sie dann in Italien in verwahrlosten Zentren untergebracht, wo sie keine Nahrung erhielten und nur abwechselnd schlafen konnten, weil zu viele Menschen in den kleinen Räumen waren. Sie berichteten mir aber auch von großartigen Menschen, die ihnen geholfen und sie unterstützt haben. Sie erzählen von Matrosen und Offizieren der italienischen Marine, die auf dem Meer mitunter ihr eigenes Leben riskierten, um Flüchtlinge zu retten, und von Aktivistinnen und Aktivisten, die sich trotz widriger Umstände für Flüchtlinge und Asylsuchende einsetzen.